Die Coronakrise hat den Fokus der Öffentlichkeit auf die Versorgungssicherheit in Österreich gelenkt. Seitens der Regierung heißt es nun, man wolle den Selbstversorgungsgrad bei kritischen Produktgruppen erhöhen. Die Versorgung mit Lebensmitteln und anderen Produkten soll krisensicherer gemacht werden. Doch wie steht es wirklich um die Selbstversorgung in Österreich? Wie gut können wir hierzulande den Eigenbedarf an Obst, Gemüse, Fleisch und anderen Lebensmitteln decken? Und so unsere Lebensmittelversorgung noch krisenfester machen?
Aus einem Greenpeace Report:
Bei der Selbstversorgung mit Obst und Gemüse - auch jenem, das problemlos in Österreich angebaut werden könnte - zeigt sich allerdings ein wenig erfreuliches Bild: Nur 71 Prozent des Bedarfs an heimischen Obst Obst, das in Österreich ohnehin nicht wächst wie Bananen oder Orangen sind hier also bereits rausgerechnet - und 58 Prozent des Gemüses werden im fünfjährigen Mittel in Österreich produziert. Der Selbstversorgungsgrad mit Gemüse hat in den letzten Jahren sogar sukzessive abgenommen.
Der derzeitige Milch- und Fleischkonsum in Österreich wird durch die Inlandsproduktion derzeit hingegen mehr als gedeckt. Der Selbstversorgungsgrad bei Fleisch liegt in Österreich bei 109 Prozent. Das heißt wir produzieren hierzulande mehr Fleisch, als wir verbrauchen. Allerdings essen wir aber ohnehin extrem viel Fleisch pro Kopf rund das Dreifache der maximal als gesund erachteten Menge. Für eine gesunde, ausgewogene Ernährung sollte unser Fleischkonsum also rund um zwei Drittel niedriger sein. Rund 60 Prozent der Ackerflächen in Österreich werden für die Futtermittelproduktion oder Tierzucht genutzt. Rechnet man noch Weideflächen hinzu, dann werden in Österreich rund 80 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche zur Ernährung von Tieren genutzt. Weil Agrarförderungen großteils nach Fläche ausbezahlt werden, fließt daher auch der Löwenanteil der Agrarförderungen in die Produktion von tierischen Lebensmitteln. Diese Gelder fließen entweder direkt an tierhaltende Betriebe oder sie fließen in die Produktion von Futtermitteln. EU-weit gehen jährlich zwischen 28 und 32 Milliarden Euro der Europäischen Agrarsubventionen an Tierhaltungsbetriebe oder Betriebe, Futtermittel für Tiere erzeugen. Das sind 69 bis 79 Prozent aller EU-Agrar-Direktzahlungen. Oder anders ausgedrückt 18 - 20 Prozent des gesamten EU Budgets.
Bei Kohlenhydraten in Form von Getreide, Kartoffeln oder auch Hülsenfrüchten liegt der Selbstversorgungsgrad bei über 80 Prozent. Direkt in die Ernährung gehen hier aber nur etwa ein Viertel der Produktionsmengen der Rest wird an Nutztiere verfüttert oder industriell verarbeitet (bei Getreide zum Beispiel zu 39% zu Produkten wie Stärke und Zitronensäure, zu 18% aber zu Bioethanol4. Bei Getreide wird also deutlich mehr produziert, als wir für Lebensmittel benötigen, auch wenn einzelne Produkte wie etwa Reis importiert werden müssen.
Tomaten sind das Lieblingsgemüse der Menschen in Österreich. 30 Kilogramm wurden 2018 pro Kopf gegessen. Angebaut wird hierzulande allerdings deutlich weniger, als benötigt: der Selbstversorgungsgrad liegt bei gerade einmal 20 Prozent.
Eindeutig das Lieblingsobst der Menschen in Österreich. 21 Kilogramm Äpfel werden pro Kopf und Jahr verzehrt. Zum Vergleich: Bananen folgen auf dem zweiten Platz bereits abgeschlagen mit 13 Kilogramm. Bei Orangen als Nummer drei des beliebtesten Obstes sind es sogar nur 5 Kilogramm pro Kopf und Jahr. Hauptanbaugebiet für Äpfel in Österreich ist die Steiermark. Drei von vier österreichischen Äpfeln wachsen hier. Der Selbstversorgungsgrad liegt im fünfjährigen Mittel bei 88 Prozent, wobei dieser je nach Wetter von Jahr zu Jahr extrem schwanken kann.
Fast drei Kilogramm Erdbeeren essen die Menschen in Österreich pro Kopf pro Jahr. Damit sind die Erdbeeren die wichtigste Beere, die vor allem in Niederösterreich und Oberösterreich angebaut wird. Der Selbstversorgungsgrad in Österreich liegt im fünfjährigen Mittel allerdings nur bei 39 Prozent.
Entgegen der weitverbreiteten Annahme kann Österreich derzeit seinen Bedarf an Gemüse und (heimischen) Obst nicht annähernd selber decken. Nur 58 Prozent des Gemüsebedarfs, 46 Prozent des Obstbedarfs bzw. 71 Prozent des heimischen Obstbedarfs (Früchte, die in Österreich nicht wachsen, wie Bananen oder Orangen, sind hier rausgerechnet) wird in Österreich produziert. Gerade bei Gemüse hat der Eigenversorgungsgrad in den letzten Jahren sukzessive weiter abgenommen. Gleichzeitig produziert Österreich enorme Mengen an Fleisch nämlich deutlich mehr als 300 Prozent der
benötigten Menge was viel zu viel landwirtschaftliche Fläche bindet und dem Klima schadet.
Um unser Lebensmittelsystem krisenfester, unabhängiger aber auch nachhaltiger zu machen, muss die Politik hier korrigierend eingreifen. Besonders krisenfest und unabhängig wirtschaftet in Österreich die biologische Landwirtschaft. Im Gegensatz zu konventionellen Betrieben wirtschaften sie von Anfang an ohne Stickstoff-Mineraldünger und chemisch-synthetischen Pestiziden, die meist aus anderen Ländern importiert werden müssen. Auch ist die biologische Landwirtschaft vollständig unabhängig von Futtermittelimporten. Weiters wird in der biologischen Landwirtschaft dank vielfältigerer Fruchtfolgen das Risiko von Ausfällen auf mehr verschiedenen Kulturen verteilt.
Wenn die österreichische Bundesregierung also unsere Selbstversorgung erhöhen und unser Lebensmittelsystem krisenfester machen will, dann muss sie gezielt den Ausbau der Produktion von pflanzlichen Lebensmitteln forcieren. Das heißt auch, dass Ackerflächen, die jetzt zur Produktion von Futtermittel genutzt werden, vermehrt für die Produktion von pflanzlichen Lebensmitteln direkt für uns Menschen genützt werden müssen. Das setzt wiederum eine Reduktion von Produktion und Konsum von Fleisch in Österreich voraus. Und sie muss insbesondere verstärkt eine vielfältige, biologische Landwirtschaft fördern.
Quelle: Greenpeace
Aus einem Greenpeace Report:
Bei der Selbstversorgung mit Obst und Gemüse - auch jenem, das problemlos in Österreich angebaut werden könnte - zeigt sich allerdings ein wenig erfreuliches Bild: Nur 71 Prozent des Bedarfs an heimischen Obst Obst, das in Österreich ohnehin nicht wächst wie Bananen oder Orangen sind hier also bereits rausgerechnet - und 58 Prozent des Gemüses werden im fünfjährigen Mittel in Österreich produziert. Der Selbstversorgungsgrad mit Gemüse hat in den letzten Jahren sogar sukzessive abgenommen.
Der derzeitige Milch- und Fleischkonsum in Österreich wird durch die Inlandsproduktion derzeit hingegen mehr als gedeckt. Der Selbstversorgungsgrad bei Fleisch liegt in Österreich bei 109 Prozent. Das heißt wir produzieren hierzulande mehr Fleisch, als wir verbrauchen. Allerdings essen wir aber ohnehin extrem viel Fleisch pro Kopf rund das Dreifache der maximal als gesund erachteten Menge. Für eine gesunde, ausgewogene Ernährung sollte unser Fleischkonsum also rund um zwei Drittel niedriger sein. Rund 60 Prozent der Ackerflächen in Österreich werden für die Futtermittelproduktion oder Tierzucht genutzt. Rechnet man noch Weideflächen hinzu, dann werden in Österreich rund 80 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche zur Ernährung von Tieren genutzt. Weil Agrarförderungen großteils nach Fläche ausbezahlt werden, fließt daher auch der Löwenanteil der Agrarförderungen in die Produktion von tierischen Lebensmitteln. Diese Gelder fließen entweder direkt an tierhaltende Betriebe oder sie fließen in die Produktion von Futtermitteln. EU-weit gehen jährlich zwischen 28 und 32 Milliarden Euro der Europäischen Agrarsubventionen an Tierhaltungsbetriebe oder Betriebe, Futtermittel für Tiere erzeugen. Das sind 69 bis 79 Prozent aller EU-Agrar-Direktzahlungen. Oder anders ausgedrückt 18 - 20 Prozent des gesamten EU Budgets.
Bei Kohlenhydraten in Form von Getreide, Kartoffeln oder auch Hülsenfrüchten liegt der Selbstversorgungsgrad bei über 80 Prozent. Direkt in die Ernährung gehen hier aber nur etwa ein Viertel der Produktionsmengen der Rest wird an Nutztiere verfüttert oder industriell verarbeitet (bei Getreide zum Beispiel zu 39% zu Produkten wie Stärke und Zitronensäure, zu 18% aber zu Bioethanol4. Bei Getreide wird also deutlich mehr produziert, als wir für Lebensmittel benötigen, auch wenn einzelne Produkte wie etwa Reis importiert werden müssen.
Tomaten sind das Lieblingsgemüse der Menschen in Österreich. 30 Kilogramm wurden 2018 pro Kopf gegessen. Angebaut wird hierzulande allerdings deutlich weniger, als benötigt: der Selbstversorgungsgrad liegt bei gerade einmal 20 Prozent.
Eindeutig das Lieblingsobst der Menschen in Österreich. 21 Kilogramm Äpfel werden pro Kopf und Jahr verzehrt. Zum Vergleich: Bananen folgen auf dem zweiten Platz bereits abgeschlagen mit 13 Kilogramm. Bei Orangen als Nummer drei des beliebtesten Obstes sind es sogar nur 5 Kilogramm pro Kopf und Jahr. Hauptanbaugebiet für Äpfel in Österreich ist die Steiermark. Drei von vier österreichischen Äpfeln wachsen hier. Der Selbstversorgungsgrad liegt im fünfjährigen Mittel bei 88 Prozent, wobei dieser je nach Wetter von Jahr zu Jahr extrem schwanken kann.
Fast drei Kilogramm Erdbeeren essen die Menschen in Österreich pro Kopf pro Jahr. Damit sind die Erdbeeren die wichtigste Beere, die vor allem in Niederösterreich und Oberösterreich angebaut wird. Der Selbstversorgungsgrad in Österreich liegt im fünfjährigen Mittel allerdings nur bei 39 Prozent.
Entgegen der weitverbreiteten Annahme kann Österreich derzeit seinen Bedarf an Gemüse und (heimischen) Obst nicht annähernd selber decken. Nur 58 Prozent des Gemüsebedarfs, 46 Prozent des Obstbedarfs bzw. 71 Prozent des heimischen Obstbedarfs (Früchte, die in Österreich nicht wachsen, wie Bananen oder Orangen, sind hier rausgerechnet) wird in Österreich produziert. Gerade bei Gemüse hat der Eigenversorgungsgrad in den letzten Jahren sukzessive weiter abgenommen. Gleichzeitig produziert Österreich enorme Mengen an Fleisch nämlich deutlich mehr als 300 Prozent der
benötigten Menge was viel zu viel landwirtschaftliche Fläche bindet und dem Klima schadet.
Um unser Lebensmittelsystem krisenfester, unabhängiger aber auch nachhaltiger zu machen, muss die Politik hier korrigierend eingreifen. Besonders krisenfest und unabhängig wirtschaftet in Österreich die biologische Landwirtschaft. Im Gegensatz zu konventionellen Betrieben wirtschaften sie von Anfang an ohne Stickstoff-Mineraldünger und chemisch-synthetischen Pestiziden, die meist aus anderen Ländern importiert werden müssen. Auch ist die biologische Landwirtschaft vollständig unabhängig von Futtermittelimporten. Weiters wird in der biologischen Landwirtschaft dank vielfältigerer Fruchtfolgen das Risiko von Ausfällen auf mehr verschiedenen Kulturen verteilt.
Wenn die österreichische Bundesregierung also unsere Selbstversorgung erhöhen und unser Lebensmittelsystem krisenfester machen will, dann muss sie gezielt den Ausbau der Produktion von pflanzlichen Lebensmitteln forcieren. Das heißt auch, dass Ackerflächen, die jetzt zur Produktion von Futtermittel genutzt werden, vermehrt für die Produktion von pflanzlichen Lebensmitteln direkt für uns Menschen genützt werden müssen. Das setzt wiederum eine Reduktion von Produktion und Konsum von Fleisch in Österreich voraus. Und sie muss insbesondere verstärkt eine vielfältige, biologische Landwirtschaft fördern.
Quelle: Greenpeace
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